Gestern: TechTalk


Thomas Wölfer
Thomas Wölfer

11. Juni 2008


Zusammen mit etwa 30 anderen Personen habe ich mir gestern den TechTalk "Technologieperlen unter der Haube" mit Dirk Primbs und Lori Grosland angesehen. Muss gestehen, ich war etwas enttäuscht - oder eher, gelangweilt. Das ganze fing um 18.00 an und ging einige Stunden lang. Wie lange genau weiss ich nicht, weil ich die Veranstaltung gegen 21.00 verlassen habe.

Dirk war (wie immer) ganz gut informiert, Lori erweckte ein wenig den Eindruck ihren Vortrag ohne jeglichen Plan durchzuziehen. Hauptthemen waren die Microsoftschen Online-Aktivitäten, und deren Anspruch auch eine Platform für Entwickler zu sein. Hintendran gabs dann noch eine Vorstellung von Microsoft Research. Um es klar zu sagen: Man muss die letzten 2 Jahre reichlich tot unter einem großen Stein verbracht haben, wenn man von den vorgestellten Dingen noch nichts gehört hat. Zu meiner großen Überraschung ist es aber wohl so, das es unter dem Stein ganz schön eng gewesen sein muss - zumindest deuten die vielen "Ohs" und "Ahs" aus dem Publikum darauf hin.

Folgendes wurde gezeigt:

  • Windows Live mit seinen Services und Tools. Dazu gehört zum Beispiel Live Spaces und SkyDrive. Beides sind nette Dinge - in welcher Form das aber für Softwareentwickler auch nur irgendwie interessant sein sollte, verschliesst sich mir vorständig.
  • Zu den Tools gehört zum Beispiel der Window Live Writer. Dabei handelt es sich um eine kleine Textverarbeitung, die als Offline-Editor für Blogger fungiert. An sich ist das ein schönes Werkzeug - was daraus aber eine "Platform" für Entwickler machen soll ist mir unklar. Laut Dirk wird das Ding dadurch für Entwickler interessant, weil man es (wie die anderen "Live" Tools auch) per Plug-Ins erweitern kann. Das kurz per Demo implementierte Plug-In hat mich aber nicht besonders vom Stuhl gerissen (Es fügte einen Text in den normalen Textkörper ein.). Aber selbst wenn man das Programm mit "mächtigeren" Dingen erweitern kann - egal wie mächtig die sein mögen: Ein Blogger-Werkzeug ist darum trotzdem wohl kaum eine ernstzunehmende Grundlage für die eigene Softwareentwicklung.
  • Virtual Earth: Ein Routenplaner und Karten-Service, der auch 3D-Bilder, Satelittenbilder, Bilder aus Flugzeugen und weitere nette Dinge liefern kann. Auch das ist sehr praktisch, und ich kann mir sogar vorstellen, das man mit der API von Virtual Earth tatsächlich etwas in einer eigenen Anwendung anfangen kann - im Normalfall wird die Sache sich doch aber wohl darauf beschränken, das man auf der eigenen Webseite einen Link zur VE Site mit der passenden Karte zur Niederlassung anbringt. Als "interessante" Anwendung zeigte Dirk die Site "Wo ist Daniel". Die trackt die Bewegungen von "Daniel" mit Hilfe eines GPS-Gerätes und stellt diese dann mit Hilfe von Virtual Earth dar. Das ist natürlich lustig, aber auch hier verschliesst sich mit der praktische Nutzen.
  • Live.com, Microsofts Search-Engine. Noch so ein Kandidat, dessen Nutzen ich als normale Webseite durchaus sehe, dessen API mir aber schlicht nichts sagt. Man kann den Engine zum Beispiel per Webservice benutzen, und damit zum Beispiel eine Websuche in das eigene Programm einbauen. Ich frage mich allerdings: Warum sollte man das tun, wenn es doch schon jede Menge prima Websites gibt, von denen man auch suchen kann. Mir ist das völlig unverständlich. Als Beispiel für die tollen Möglichkeiten, die man mit der Search API hat, wurde dann Tafiti gezeigt. Bei Tafiti handelt es sich um eine Webseite die im wesentlichen eine alternative Oberfläche für die Live Suche bietet. Und das ist auch irgendwie mein Punkt: Mit der Search-API kann man nämlich im Kern eines machen, und das ist eine "andere" Suche, die aber eben so anders nicht ist, weil sie auf den Such-Resultaten der normalen Suche beruht. Es ist ja schön das es geht, nur warum das für Softwareentwickler auch nur moderat interessant sein soll - mir unklar. (Ich will damit ja gar nicht sagen das es nicht den ein oder anderen gibt, der sehr wohl etwas mit einer programmatisch zu erreichenden Suche anfangen kann. Was ich sagen will ist, das es sich dabei um deutlich weniger Personen handeln wird als bei dem Kreis der Entwickler die zum Beispiel eine Listbox ganz gut brauchen können.)
  • Dann ging es noch um PopFly. Dabei handelt es sich um eine Webseite mit der Nicht-Programmierer eigene kleine Projekte bauen können, und zwar eben ohne selbst zu programmieren. Ich finde Popfly ja ganz nett (auch wenn ich dabei den Sinn genauso wenig erkennen kann wie bei "Wo ist Daniel") - aber ein Software Entwicklungstool ist das nun wirklich überhaupt gar nicht. Habe keinerlei Vorstellung, warum das Ding gestern gezeigt wurde. Den Möglichkeiten von PopFly entsprechend wurde dann auch zum X-ten Mal die so ungefähr einzige mir bekannte Anwendung gezeigt, die ganz nett ist: Man zieht Photos aus einer Datenquelle (z.B.: Flickr) und stellt sich "nett" auf einer Webseite dar.
  • Irgendwo immer ein bisschen mit dabei: Silverlight. Das ist zumindest für Webentwickler nun wirklich interessant - und überraschenderweise war das auch so ungefähr das einzige Stück Technik, das die meisten Anwesenden kannten.
  • Vermutlich habe ich in der Aufzählung irgendwas vergessen, doch gegen Ende ging es dann noch um Programme die von Microsoft Research stammen. Im Besonderen um Deep Zoom und Photosynth. Deep Zoom kann man sich zum Beispiel hier ansehen. Links am Rand, vertikal etwa in der Mitte, befindet sich ein Brief. Ich empfehle, da mal drauf zu zoomen. Auf dem Brief gibts ebenfalls links etwas, das so aussieht wie eine Briefmarke. Darauf sind einige Bilder, und eines davon zeigt das Hard Rock in NY. Das hat oben im Haus eine Art Fenster, und da drin ist eine kleine Beatles-Sammlung. Dazu gehört eine kleiner Bilderrahmen - und da drin sind "Wackelkopf" Figuren der 4. Ist beim Zoom wirklich beeindruckend - doch auch dabei verstehe ich den praktischen Nutzen jenseits der Coolness nicht.
    PhotoSynth stellt 3d Umgebungen auf Basis von Foto-Daten her. Auch das ist ungeheuer cool (und wirklich beeindruckend) - aber auch hier wüsste ich nicht so recht, was ich damit anfangen könnte. Vielleicht bin ich einfach nicht kreativ genug.
  • Kurz bevor ich die Veranstaltung dann verlassen habe begann Dirk damit, die Website von Microsoft Research vorzustellen. Ich kann durchaus jedem (auch Menschen die keine Software entwickeln) raten, sich die mal anzusehen - es gibt eine Menge interessanter Dinge zu lernen und zu lesen. Einen TechTalk braucht es dafür aber eigentlich nicht.

Kurzum: Die Veranstaltung war für Menschen die nicht so ganz auf dem Stand der Technik sind ein netter Rundumschlag, zumindest was die Angebote und Entwicklungen von Microsoft im Online-Bereich angehen. Irgendwas neues gab es aber eigentlich nicht zu sehen oder hören. Zumindest nicht für Leser dieses Blogs.