Wahre Geschichten: Die Programmierung der Kfz-Steuer


Thomas Wölfer
Thomas Wölfer

11. April 2004


Ich hatte gestern abend ein interessantes Gespräch mit einer Dame die als Programmiererin für das Finanzamt arbeitet. Sie arbeitet in einem Team von 7 Personen die für die Programmierung der Kfz-Steuer zuständig ist.

Man stellt sich ganz unweigerlich die Frage: Was zum Henker gibts bei der Kfz-Steuer zu programmieren? Und genau das habe ich gestern abend auch gefragt. Die Antwort stellt zumindest eines klar: Der Verschwendung von Steuergeldern ist offenbar wirklich nichts entgegenzusetzen.

Die Sache ist: Die Kfz-Steuer ist eigentlich eine ganz einfache Sache. Wird das Auto angemeldet werden die Daten einmal erhoben - und damit hat sich die Sache eigentlich. Die Berechnung der Steuer ändert sich zwar hin- und wieder aufgrund verschiedener Parameter, und auch das Formular auf dem die zu zahlende Steuer ausgewiesen wird ändert sich hin- und wieder leicht, aber diese Aenderungen sind nur marginal. Nichts, was ein einzelner Programmierer mit 'C' oder C++ nicht auch an einem Nachmittag erledigen könnte. Letzten Endes sind das ja nur zwei Zettel.

Um genau zu sein: Die Gestaltung und Formatierung des Ausdruckes würde kein normaler Mensch 'programmieren' sondern eben einfach mit irgend einem Layout-Programm zusammenbasteln oder im schlimmsten Fall von Hand in HTML entwerfen. Aufwand: 10 Minuten.

Nur ist es eben so das beim Finanzamt eben alles anders ist: Statt die Dinge in einer Hochsprache oder mit einem Layout-Programm zu erledingen wird alles von Hand in Assembler (!) programmiert. Um den Ausdruck zu ändern wird kein Layout verändert, sondern es wird ein neuer Druckertreiber programmiert. Das ist ungefähr so, als würden Sie eine FEM-Berechnung mit 25.000 Elementen unter Verwendung von Papier und Bleistift durchführen.

Und so kommt es dann das da 7 Leute das ganze Jahr an einer Aufgabe arbeiten, die auch mit einer großzügigen Auslegung einfach nicht mehr als einen Mann-Monat in Anspruch nehmen sollte.

Es geht aber noch weiter: Diese Leute machen die Kfz-Steuer 'programmierung' für ganz Deutschland. Außer für NRW und Schleswig-Holstein. Da sitzen dann nochmal andere Leute, die genau das gleiche machen - nur ein bisschen anders. Es gibt natürlich keinen sinnvollen Grund dafür, weshalb zwei Bundesländer die Kfz-Steuer unbedingt gesondert abrechnen müssen - aber so ist es nunmal.

Das ist, ganz nebenbei bemerkt, auch der Grund dafür, weshalb die Kfz-Steuer in NRW und Bayern für das genau gleiche Fahrzeug gerne einmal unterschiedlich ausfällt: NRW und Bayern rechnen und runden ein wenig anders. Darum kommt am Ende eine leicht unterschiedliche Summe raus, beim Kfz-Steuer programmieren.