Ein Mailserver fürs Statiker-Büro


Thomas Wölfer
Thomas Wölfer

07. April 2005


Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit einem Anwender unserer Statikprogramme. Der Kunde suchte nach einer eMail Lösung fürs eigene Büro: Die typischen T-Online Mail Accounts waren ihm zu 'unprofessionell' (was ich verstehen kann) und außerdem gab es wohl ein paar Probleme mit dem Service bei T-Online. Nachdem der Kunde auch eine eigene Domain hat (dort läuft momentan nur ein Webserver) und das eigene Büro per Standleitung ans Netz anbinden wollte, kam halt die Frage nach einem passenden Mailserver-Programm auf. Die gleich darauf folgende Frage war, was man denn so in Sachen 'Spam' und 'Viren' unternehmen kann, wenn man so einen eigenen Mailserver betreibt.

Vielleicht interessiert das ja noch mehr Leser.... :-)

Wie setzen bei D.I.E. den MDaemon Mailserver ein. Dabei handelt es sich um ein Windows-basiertes Mailserverprogramm. Microsoft selbst bietet für eMail im wesentlichen zwei Dinge an: Das beim Windows 2003 beigepackte Paket aus POP3 Server und SMTP Server. Die sind beide nett - aber eigentlich doch ein wenig zu popelig: Es gibt nur eine minimale Verwaltungsoberfläche, und viele Dienste werden davon einfach nicht unterstützt. Es handelt sich da mehr um die Variante Mailserver für Leute, die 'Notepad' für eine Textverarbeitung halten. Das andere Programm von Microsoft ist Exchange - und das ist für eine Firma unserer Größe einfach der totale Overkill. Daher also MDaemon: Das Programm hat eine normale Windows-Oberfläche, hat alle Features die man sich so wünscht, und man kann das Ding praktisch sofort bedienen und nach ein paar Tagen auch wirklich voll ausnutzen. (Man muss sich weiterhin mit der Thematik auseinandersetzen - da helfen auch die hübschen Dialogboxen nichts...)

Der MDaemon kann auf dem kleinsten Serversystem betrieben werden das man mometan kaufen kann: Jeder PC der Windows 2003 Server betreiben kann ist auch ausreichend für MDaemon. Speicherbarf und Bedarf an CPU-Leistung sind minimal, der vorgenannte PC sollte für ein typisches Ingenieurbüro völlig ausreichen, aber auch wenn es mehr Mailboxen zu verwalten gibt (so bis zu 50), reicht ein kleines System aus. Darüber hinaus sollte man vielleicht ein bisschen mehr Speicher einbauen lassen - das wars dann aber auch schon.

Der Preis von MDaemon ergibt sich aus der benötigten Anzahl an 'echten' Mailboxen, letztlich braucht man also für jeden Mitarbeiter der mit eMail versorgt werden soll eine Lizenz. Zusätzlich kann man aber für jede Mailbox 'Aliase' einrichten - also eMail-Adressen, bei denen zugesendete Mail in einer der 'echten' Mailboxen landet. Je nach Version (es gibt eine 'kleine' und eine 'pro' Version) kosten 6 Mailboxen dann 110 bis 330 Dollar. Das ist das Programme problemlos wert.

MDaemon hat verschiedene Anti-Spam Mechanismen eingebaut. Im Fall unseres Servers sieht es so aus, das wir in den letzten 7 Tagen etwa 3000 'echte' Mails entgegengenommen haben. Darüber hinau hat MDaemon im gleichen Zeitraum bei 15.000 Mails bereits die Annahme verweigert weil der Absender entweder ein bekannter Spammer war, oder aber weil die Mail über einen Server eines bekannten Spammers versendet wurde (sowie aus weiteren Gründen ... ). Zusätzlich zu den 15.000 abgeblockten Mails hat der Mailserver in den letzten 7 Tagen etwa 32.000 weitere Mails vor der Zustellung an eine unsere Mailboxen als Spam erkannte und ausgefiltert. Trotzdem werden nicht wirklich alle Spam-Mails ausgefiltert - ich finde sowas in der Größenordnung von einer bis zwei Spam-Mails pro Woche in meiner Inbox. Das ist zu verkraften.

Als Virenschutz verwendet der MDaemon den Kaspersky Antivirus: Das Programm läuft direkt auf dem Mailserver - erkannte Viren kommen also erst gar nicht bis zum Desktop der Mitarbeiter. Der Antiviren-Schutz ist allerdings zusätzlich zu bezahlen, und zwar in Form eines Abos, pro Mailbox. In den letzten sieben Tagen wurden dabei knapp 39.000 Mails auf dem Server wegen darin enthaltener Viren blockiert. Ich denke, das sich das Abo lohnt.

Lohnt sich aber ein Mailserver fürs normale Statiker-Büro? Schwer zu sagen: Auf der einen Seite ist man natürlich deutlich flexibler, hat vernünftige eMail-Adressen, und es gibt auch keine merkwürdigen Beschränkungen für die Größe einer einzelnen Mail oder für die Größe einer Mailbox: Das ist alles schön und wünschenswert.

Auf der anderen Seite muss man sich zumindest für die Installation des Servers mit der Thematik auseinandersetzen - und filtert dann (wie in unserem Beispiel) von 90.000 eingegangen Mails die 3.000 raus, die man wirklich will. (Das geht zwar automatisch, ärgert einen aber doch immer wieder ein bisschen.)

Wenn man die Möglichkeit hat - Sprich: Standleitung ins Büro und einen Server den man dafür abstellen kann - dann würde ich zumindest empfehlen das mal auszuprobieren. Selbstverwaltete eMail schafft zwar Arbeit, schafft aber auch mehr Freiheiten.