Statikprogramme unter Linux


Thomas Wölfer
Thomas Wölfer

12. April 2005


Hin und wieder geht bei uns eine Anfrage ein, ob unsere Programme auch unter Linux eingesetzt werden können. Dazu ist zu sagen, das wir keine Linux-Versionen unserer Software anbieten - alle Programme sind Programme für Windows ab Version 95.

Trotzdem gibt es unter Linux Möglichlichkeiten, unsere Programme zu nutzen - der von der Linux Gemeinschaft am stärksten propagierte Weg zum Betrieb von Windows-Programmen ist dabei der Windows Emulator Wine. Den habe ich mir heute aus anderen Gründen einmal angesehen. Und ich kann behaupten - die Programme laufen. Hier im Bild zu sehen unter SuSE 9.1.

Das Installationsprogramm läuft problemlos, und auch der Programmstart ist möglich: Zwar gibt es keine Icons im 'Start' Menü oder ähnliches, und man muss auch ein wenig nach dem 'richtigen' Weg suchen, um die Dinger überhaupt ans laufen zu bekommen - aber dann gehts.

Größtenteils. Stellt sich die Frage, ob das was geht, reicht.

Man kann Dateien problemlos laden, die Optionen einstellen, die Berechnung durchführen und Ergebnisse anzeigen. Auch die verschiedenen Darstellungsarten, Dialoge und Objektmenüs funktionieren. Allerdings: Alles nicht sehr schnell, und alles nicht sehr schön. Grund: Es scheint doch einige gewaltige Probleme bei der Darstellung der verschiedenen Windows-Kontrollelemente zu geben. Die 'gehen' zwar - aber teilweise erst nachdem sie _sehr_ oft am Bildschirm ausgegeben, übermalt, und wieder ausgegeben werden. Hinerher sieht auch alles nicht so aus, wie es aussehen soll - sondern nur 'fast'. Der optische Eindruck - und darauf verwenden wir schon eine Menge Zeit - geht doch recht stark verloren. Gleiches gilt für die Arbeitsgeschwindigkeit. Vom angenehm interaktiven arbeiten, wie Sie das unter Windows von den Programmen gewohnt sind, kann man eigentlich nicht mehr sprechen. Nicht immer, aber oft.

Damit könnte man ja noch leben: Ich kenne ein paar Konkurrenzprodukte die von deren Anwendern gern als 'benutzerfreundlich' tituliert werden, aber ein (mich) ebenso erschreckendes Verhalten an den Tag legen, was Performance im allgemeinen und Bildschirmupdates im besonderen angeht.

Weniger schön ist, das das 'Drucken' unter Wine irgendwie nicht so richtig funktioniert - zumindest habe ich es nicht geschafft, irgendwas zu produzieren was auch nur ansatzweise wie ein Ausdruck ansieht. Das scheint aber unter Wine ein lang bekanntes Problem zu sein: Ich habe mich da wohl nicht zu blöd angestellt, es geht eben einfach noch (?) nicht richtig.

Wer aber nicht drucken will, der hat damit natürlich kein Problem. Er oder Sie wird aber sehr wohl ein anderes Problem haben: Es gibt doch sehr oft Abstürze. Beim testen ist mir das alle Nasen lang passiert, etwa einmal alle 10 Minuten im Verlaufe von 2 Stunden: So beim aufrufen der Hilfe, beim öffnen einer Dialogbox, und auch beim anklicken einer Platte in der Explorer-Ansicht. Wenn das passiert, dann landet man im Wine-Debugger, und das sieht dann so aus:

Das finde ich dann wirklich nicht mehr so doll: Förderlich für die Arbeit als Bauingenieur ist sowas sicher nicht. Zumindest nicht, wenn es einfach zu oft passiert.

Nicht das man mich hier falsch versteht: Ich finde die Arbeit, die das Wine Team (und die Unterstützung) geleistet hat, bis über alle Massen erstaunlich. Unglaublich eigentlich, das da überhaupt irgendwas funktioniert - und das es so gut funktioniert ist noch weitaus erstaunlicher. Nur - gut genug funktioniert die Sache eben einfach nicht, zumindest nicht, wenn man unsere Statikprogramme einsetzen möchte. (Auch wenn das jetzt ein bisschen gemein klingt: Mit Notepad und MineSweeper hatte ich keine Probleme. Nur braucht man die eben selten, um eine statische Berechnung durchzuführen.)

Wer aber einen Linux-Desktop sein eigen nennt, darauf auf keinen Fall verzichten will, und trotzdem unsere Statikprogramme einsetzen möchte - dem empfehle ich den Einsatz der VMWare Workstation unter Linux. Darin kann man ganz normal ein Windows installieren (ähnlich wie im Virtual PC von dem ich schon berichtet habe), und darin dann unsere Programme betreiben.

Wer hingegen schlicht und ergreifend kein Windows mehr will, auch nicht im VMWare, der kann auf Linux Programme für Bauingenieure zurückgreifen. Ich muss gestehen das ich da nicht sonderlich viele Angebote kenne, aber Sofistik bietet offenbar ein Produkt Namen Statikkette an, und Abel hat eine Linux-Version angekündigt (unten auf der verlinkten Seite).

Meine grundlegende Empfehlung jedoch ist weiterhin: Verwenden Sie Windows XP mit dem Service Pack2 - und natürlich unsere Statik-Programme. Ich bin da aber auch ein klein wenig subjektiv :-)