Überwachung bei der Fussball-WM


Thomas Wölfer
Thomas Wölfer

19. Juni 2005


Gestern hatte ich ein interessantes Gespräch über die IT-Ausstattung der Fussball-WM: Nachdem ich mich nicht sonderlich für Fussball interessiere war mir das meiste davon neu. Im Kern sieht die Sache so aus: Jede Eintrittskarte für die WM ist eine Platzkarte. Soweit - so gut.

Allerdings handelt es sich nicht einfach um Platzkarten - sondern um personalisierte Karten. Man bekommt nur eine Karte gegen Vorlage eines Ausweises. Die Veranstalter wissen also ganz genau, auf welchen Platz welche Person sitzt. Inklusive Name, Anschrift, und Ausweisnummer. Nachdem die Karten mit RFID Tags ausgestattet sind, die beim Eintritt ins Stadium 'aus der Ferne' ausgelesen werden können, wissen die Veranstalter auch, wer sich bereits im Stadion befindet - und wer nicht. Einfach so, alles elektronisch und automatisch. Während der WM sind diese Anwesenheitsdaten ein Traum für Einbrechner - und danach sind die den entsprechenden Vermarktern mit Sicherheit ebenfalls Unsummen wert. Immerhin geht es hier um die Daten von ein paar Millionen Besuchern - mit voller Anschritft und allem drum und dran - von denen der Vermarkter schonmal weiss, das es sich um Fussballbegeisterte hat. Ausserdem weiss er anhand des Preises der Karte und der Anfahrtstrecke (Innerdeutsch? aus dem Ausland?) auch etwas über die finanziellen Verhältnisse des Besuchers.

Angeblich werden die Daten aber nach der WM gelöscht. Wers glaubt...

Warum aber eigentlich diese Platzkartengeschichte? Ganz einfach - es gibt auch neue Kameratechniken. Selbst in einem Stadion mit 70.000+ Zuschauern weiss man dann wer auf welchen Platz sitzt - und kann die Einzelperson immer schön beobachten. Die zur Verfügung stehenden Auflösungen geben das problemlos her.

Das Resultat von sowas ist klar: Da werden dann jede Menge völlig normaler Bürger im Stadion sitzen und trotzdem intensiv beobachtet werden. Hooligans und andere weniger nette Leute wissen das natürlich - und werden sich dementsprechend brav von den Stadien verhalten. Das ausseinandernehmen von Innenstädten macht ja auch Spass.